Im Langenberg sind die ersten Wildschweinfrischlinge zu sehen (CH)


Sihlwald, 22. Februar 2010

Wildnispark Zürich: Biodiversität hat viele Gesichter

Genetische Vielfalt macht fit für die Zukunft

Im Langenberg sind dieser Tage die ersten Wildschweinfrischlinge zu sehen. Sie haben einen besonderen Vater. Es ist der Keiler Max, der 2008 als Findelkind in den Langenberg gekommen ist.

Die kleinen Frischlinge trotzen erfolgreich der Kälte. Es ist zu erwarten, dass sie besonders fit sind. Gegenüber jungen Wildschweinen aus früheren Jahren haben sie nämlich einen entscheidenden Vorteil: Sie haben durch die Verpaarung von Max, der aus dem Freiland stammt mit Bachen aus dem Langenberg, vielfältigere Gene. Was wir von Mischlingshunden kennen, die in der Regel gesünder sind als ihre reinrassig aus wenigen Individuen gezüchteten Artgenossen, gilt auch bei Wildtieren. Die genetische Variabilität ist ein wichtiger Aspekt von Biodiversität. Besonders augenfällig wird ihr Wert bei Arten, die einmal fast ausgerottet waren.

Zoos und Pärke helfen überleben
Vom Przewalskipferd haben sich von den 52 Tieren, die vor ihrer Ausrottung in freier Wildbahn in Menschenobhut gebracht worden sind, nur 12 Tiere erfolgreich fortgepflanzt. Diese sind die Vorfahren aller heute lebenden Wildpferde und die genetische Variabilität ist entsprechend sehr gering. In dieser Situation ist die oberste Maxime einer Zucht, keine weiteren Gene zu verlieren. Przewalskipferde sind deshalb in einem Erhaltungszuchtprogramm der Zoos europaweit registriert und die Tiere werden so verpaart, dass keine Gene verloren gehen und Nachwuchs mit möglichst geringer Inzucht entsteht. Diese Grundsätze gelten auch dann, wenn ein einzelnes Individuum in Menschobhut schwierig zu halten ist. Ein solches Tier ist der Zuchthengst im Langenberg, dessen Haltung eine grosse Herausforderung für die Tierpfleger ist. Fitte Nachkommen mit einem geringen Inzuchtgrad, belohnen aber diese Anstrengungen.

Auch Steinbock und Wisent betroffen
Alpensteinbock und Wisent sind Tierarten, die einmal fast ausgerottet waren und damit sogenannte genetische Flaschenhälse mit wenigen fortpflanzungsfähigen Tieren durchlaufen haben. Die ca. 16‘000 heute in der Schweiz lebenden Alpensteinböcke stammen von ein paar wenigen Individuen ab, die im Auftrag von Schweizer Bürgern im Revier des italienischen Königs am Gran Paradiso gestohlen wurden. Deren Nachkommen konnten erfolgreich in den Schweizer Bergen ausgewildert werden. Die letzten freilebenden Wisente wurden 1919 in Bialowieza und 1927 im Kaukasus gesichtet. Auch diese Art hat in Zoos überlebt und wurde erfolgreich wieder angesiedelt. Auch hier stammen alle heute lebenden Wisente von zwölf Tieren ab, die sich in Zoos erfolgreich fortgepflanzt haben. Aufgrund dieser Geschichten muss man davon ausgehen, dass Alpensteinböcke und Wisente heute relativ wenig vitale und auf Umweltveränderungen anfällige Tierarten sind. Ihre schmale genetische Basis lässt wenig Raum für Anpassungen. Beobachtungen von den Beständen im Freiland stützen diese Thesen und es ist zu hoffen, dass sie trotz dieses Handicaps langfristig überleben werden.

Weitere Auskünfte: Christian Stauffer, Geschäftsführer Wildnispark Zürich 044 722 55 18 / christian.stauffer@wildnispark.ch

Weitere Infos zum Wildnispark Zürich auf www.Ausflugsziele.ch

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