Am Samstag, 8. Juni 2013 wurde im Papiliorama das neue Gehege für die Europäische Sumpfschildkröte, die einzige einheimische Schildkrötenart der Schweiz eingeweiht. Die Stiftung Papiliorama beteiligt sich seit einigen Jahren am Projekt Emys Schweiz, welches langfristig die Sumpfschildkröten in den verbleibenden geeigneten Lebensräumen wieder ansiedeln möchte. Mit diesem neuen Gehege möchte das Papiliorama seinen Besuchern diese Tierart, aber auch das Projekt Emys Schweiz vorstellen. In einer zweiten Phase wird die Stiftung hinter den Kulissen eine Zuchtstation einrichten, um dem Projekt Jungtiere der richtigen einheimischen Unterart zur Verfügung stellen zu können.
Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)
Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige in der Schweiz heimische Schildkrötenart. Es handelt sich um eine recht kleine Schildkröte: der Panzer eines ausgewachsenen Männchens hat eine Länge von 14cm, derjenige eines Weibchens 16cm. Die frischausgeschlüpften Jungtiere sind 2 bis 2,5cm lang. Die Sumpfschildkröte ernährt sich von Schnecken, Wasserinsekten und Kadavern von Fischen oder anderen Tieren. Mit fortschreitendem Alter ernährt sie sich vermehrt von Pflanzen.
Die Sumpfschildkröte bewohnt grosse Teiche und Seen mit Schilfsaum und vielen Wasserpflanzen. Die Eier werden in grasigen Böschungen oder Sandhügeln gelegt. Nach dem Ausschlüpfen begeben sich die Jungtiere ins Wasser. Die Europäische Sumpfschildkröte überwintert mehrere Monate unter der Wasseroberfläche, ist aber manchmal auch aktiv unter der Eisdecke. Die Paarungszeit beginnt im März und erreicht ihren Höhepunkt im April-Mai. Die Weibchen legen ihre Eier zwischen Mitte Mai und Mitte Juli. Dabei graben sie ein Loch für die Ablage der 3 bis 19 Eier und füllen es dann wieder mit Erde auf. Die Jungtiere schlüpfen im September aus und bewegen sich ohne zu zögern in Richtung Wasser. Das Geschlecht der Jungtiere wird durch die Bodentemperatur zwischen dem 30. und 40. Bruttag bestimmt.
Verbreitung und Gefährdung
Die Sumpfschildkröte war früher in Europa weit verbreitet. Der Bestandesrückgang begann im Mittelalter, als sie eine begehrte Mahlzeit darstellte. In zahlreichen Regionen führten die Jagd und die Zerstörung ihrer Lebensräume (Teiche, Sümpfe, langsam fliessende und stark bewachsene Gewässer) zur Ausrottung dieser Art. Auch in der Schweiz wo heute nur noch wenige wilde Bestände aus ausgewilderten Tieren existieren (GE und TI). Die meisten der Tiere, welche gelegentlich aufgegriffen werden, sind vermutlich ausgesetzte Individuen.
Das Aussetzen von exotischen Schildkrötenarten wie der Rotwangenschildkröte (auch Floridaschildkröte genannt) ist eine Bedrohung für die kleinen noch existierenden Populationen von Sumpfschildkröten und auch für gezielt wiederangesiedelte Tiere. Diese grösseren und gefrässigeren Exoten stellen eine grosse Konkurrenz für die Sumpfschildkröten dar.
Erinnerung: setzen Sie niemals eine Schildkröte in freier Natur aus! Sollten Sie eine besitzen oder ein Tier in grösserer Entfernung zum nächsten Teich finden, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren, wir helfen Ihnen gerne weiter!
Das Projekt Emys Schweiz
Das Papiliorama hat sich vor einigen Jahren dem Projekt Emys Schweiz angeschlossen, durch welches die Sumpfschildkröte langfristig in allen geeigneten Lebensräumen in der Schweiz wiederangesiedelt werden soll. In einer ersten Testphase sollen Tiere in drei verschiedenen Regionen ausgewildert werden: in den Kantonen Genf, Neuenburg und Tessin. Die ausgewilderten Tiere werden vorgängig genetisch getestet um sicherzustellen, dass ihr Erbgut so weit wie möglich mit demjenigen der einheimischen Tiere übereinstimmt. Begleitet wird das Projekt von einer ausführlichen wissenschaftlichen Studie, welche den Erfolg der Auswilderungen überwachen soll. Durch die ersten Tests soll bestimmt werden, ob und wie eine Wiederansiedlung der Art an Orten in der Schweiz an denen sie historisch nachgewiesen werden konnte, in den kommenden Jahren erfolgen soll.
Das Projekt Emys Schweiz steht unter der Leitung der KARCH (Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz) und wird von zahlreichen Partnern und Spezialisten getragen, welche sich die Aufgabe der Aufzucht von genetisch geeigneten Tieren bis zur Auswilderung teilen. Auch das Papiliorama wird Sumpfschildkröten züchten, um jährlich mit Jungtieren zum Projekt beitragen zu können.
Zooschweiz, die Vereinigung der wissenschaftlichen geführten Zoos der Schweiz (Basel, Goldau, Gossau, Kerzers, Langenberg und Zürich), unterstützt die Testphase des Emys Schweiz Projekts finanziell und engagiert sich langfristig für die Zucht und Wiederansiedlung der Sumpfschildkröte.
Das Publikum wird sich am Projekt für die Sumpfschildkröte beteiligen können !
Unterstützen Sie dieses langfristige Projekt! Übernehmen Sie eine Patenschaft für eine junge Sumpfschildkröte für eine Woche zum Preis von CHF 5.-. Sie können die Patenschaft für eine beliebige Dauer bis zur Freilassung (im Alter von rund 8 Monaten) fortsetzen. Schicken Sie einfach ein SMS mit Stichwort EMYS an die Nummer 339. Ein grosses Dankeschön für Ihre Unterstützung!
Sie können ausserdem eine symbolische Patenschaft für ein Zuchttier übernehmen für CHF 150.- pro Jahr. Verwenden Sie dazu den Einzahlungsschein im Projekt-Flyer. Das so gesammelte Geld wird zur Deckung der Kosten für die Aufzucht, Auswilderung und Lebensraumverbesserung für die Europäischen Sumpfschildkröten in der Schweiz eingesetzt.
Das Sumpfschildkrötengehege ist gewidmet der Erinnerung an Jean-Claude Monney und Yann Vouardoux, Herpetologen, der eine beruflich der andere als Amateur. Sie setzten sich leidenschaftlich für Reptilien ein und gingen leider viel zu früh von uns.
Die Stiftung Papiliorama spricht den folgenden Institutionen ein herzliches Dankeschön aus für ihre finanzielle Unterstützung:
Fondation Gérard Pierre
Stiftung von Gundlach & Payne-Smith
Förderverein „Freunde des Papilioramas“
Pressemitteilung / Medienmitteilung zum downloaden (PDF)
Weitere Informationen zum Papiliorama auf www.Ausflugsziele.ch
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